Figuren zusammensetzen - eine Übersicht
Als Untertest der kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten ist das Figuren-Zusammensetzen schon seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil des MedAT. Innerhalb von 20 Minuten sollen die Teilnehmer 15 Aufgaben lösen, indem sie Bruchstücke im Geiste zu einer geometrischen Figur zusammensetzen – und das seit Neuestem ohne Hilfsmittel. Wo früher noch wild herumgezeichnet werden durfte, müssen die Aufgaben jetzt mit reiner Vorstellungskraft im Kopf gelöst werden.
Diese Fähigkeit, nämlich zwei- oder dreidimensionale Objekte gedanklich zu repräsentieren und in verschiedene Richtungen und Ebenen zu drehen, nennt sich „mentale Rotation“. Seit den 1970er Jahren ist sie ein in der Psychologie anerkannter Teil der Raumkognition und findet bei universitären Aufnahmeverfahren wie dem MedAT zur Überprüfung des räumlichen Vorstellungsvermögens Anwendung.
Für die ersten Versuche zur mentalen Rotation wurden Probandinnen und Probanden in Studien vor die Aufgabe gestellt, Würfelfiguren auf ihre Gleichheit hin zu prüfen. Dafür sollten sie mehrmals hintereinander zwei Abbildungen einer dreidimensionalen Figur vergleichen, wobei das zweite Bild entweder einer gedrehten Version des ersten entsprach oder ein ungleiches, gespiegeltes Abbild darstellte. Anschließend wurden die Reaktionszeit und die Fehlerzahl erfasst. Nach weit über tausend Abhandlungen, die solche Rotationstests beinhalten, können relativ einheitliche Ergebnisse zusammengefasst werden: männliche Studienteilnehmer schnitten häufig besser ab als weibliche, Naturwissenschaftler besser als Geisteswissenschaftler und junge Erwachsene besser als ältere Menschen und Kinder.
Was ebenfalls belegt werden konnte ist die signifikante Verbesserung der Ergebnisse durch kontinuierliches Training der mentalen Rotation. Probandinnen und Probanden, die wiederholt Rotationstests durchgeführt haben, konnten ihre Leistung innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums nachweislich steigern.
„Aber was bringen mir diese Informationen jetzt für den MedAT?“
Man könnte meinen, dass sich die Männer unter euch jetzt entspannt zurücklehnen können, weil sie von Natur aus einen kleinen Vorteil beim Figuren-Zusammensetzen haben. Wie unsere Erfahrung zeigt, ist das aber wie auch bei den anderen Untertests des KFF nicht zwingend der Fall. Gerade die mentale Rotation kann wie oben erwähnt super gut trainiert werden. Wer über einen längeren Zeitraum regelmäßig übt, wird eine signifikante Verbesserung seiner oder ihrer Ergebnisse erreichen. Auch wenn ihr manchmal das Gefühl habt, überhaupt keinen Fortschritt zu machen, lasst das Figuren-Zusammensetzen bei den Vorbereitungen nicht außen vor. Es gibt hier viele wertvolle Punkte zu ergattern. Natürlich merkt man die Verbesserung nicht über Nacht, sondern je nach Intensität des Übens über mehrere Tage bis wenige Monate hinweg.
Die folgenden Tipps helfen euch hoffentlich, noch etwas besser durchzublicken:
- Beginnt mit den leichtesten Formen. Wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, kommen beim MedAT immer die gleichen geometrischen Formen vor: Polygone und Kreisfiguren. Davon sind Kreise für die meisten Testteilnehmer am leichtesten zusammenzusetzen, da man durch die Abrundung der Bruchstücke sofort erkennt, welche die Außenkante sein muss. Außerdem zeigt unsere Erfahrung, dass es sich immer um drei bis sieben Bruchstücke handelt. Je weniger Bruchstücke ihr im Kopf zusammensetzen müsst, desto leichter fällt es tendenziell die richtige Lösung zu finden.
- Sucht euch signifikante Ecken und Kanten aus um die Bruchstücke aneinanderzufügen. So könnt ihr im Kopf aus ein paar kleineren Teilen schon wenige große zusammensetzen, die dann natürlich leichter zu merken und zu drehen sind.
- Der Stift darf zwar nicht mehr in die Hand genommen werden, aber das Testheft sehr wohl. Es zu drehen hilft manchmal die Winkel besser beurteilen zu können.
- Wenn ihr ein Teil nicht zusammensetzen könnt – nicht verzagen und schnell zur nächsten Aufgabe! Zeit ist beim Figuren-Zusammensetzen euer größter Feind und sollte im Auge behalten werden. Lasst euch nicht verunsichern, wenn ihr gleich mehrere Aufgaben hintereinander überspringen müsst. Manchmal sind die schwersten Aufgaben eines Untertests zufällig gleich zu Beginn gereiht. Also keine Panik – es ist erst vorbei, wenn’s vorbei ist.
- Solltet ihr am Ende keine Zeit mehr haben oder bei der einen oder anderen Aufgabe einfach nicht weiterkommen, ist es sicherlich hilfreich, nach dem Ausschlussverfahren vorzugehen. Streicht die Antworten, die aufgrund der Winkelkonstellation oder Biegung ohnehin nicht richtig sein können, weg und nehmt die Antwort, die euch vom Gefühl her am realistischsten vorkommt. Ihr werdet sehen, dass ihr durch das Üben die Figuren nicht nur leichter zusammensetzen, sondern auch besser einschätzen könnt, welche Figuren überhaupt in Frage kommen.
Zu guter Letzt gilt gerade für das Figuren-Zusammensetzen, aber natürlich auch für die anderen Untertests des KFF: Üben, üben, üben!
Also, viel Erfolg!