Die Texte für dieses Testset findest du oben unter dem Reiter „Materialien“.
Dieses Testset besteht aus 3 Texten (1x lang, 2x mittel) und insgesamt 15.020 Zeichen (inkl. Leerzeichen).
Mittelalter (Aufgabe 1 – 3)
Mittelalter bezeichnet in der europäischen Geschichte die Epoche zwischen
dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit, also etwa die Zeit zwischen
dem 6. und 15. Jahrhundert. Sowohl der Beginn als auch das Ende des
Mittelalters sind Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion und werden
recht unterschiedlich angesetzt.
Im Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter zerbrach die politische
und kulturelle Einheit des durch die griechisch-römische Antike geprägten
Mittelmeerraums. Während das Byzantinische Reich im Osten intakt blieb,
ging das Westreich 476 unter. Es bildeten sich neue Reiche innerhalb (wie
das Frankenreich, das Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel und die
Reiche der Angelsachsen in Britannien) und außerhalb (wie die Herrschaften
der Slawen in Ost- und Südosteuropa und die neuen Reichsbildungen
in Skandinavien) des ehemaligen weströmischen Reichs. Bevölkert waren diese
Reiche von der ansässigen romanisierten Bevölkerung und in
der Völkerwanderungszeit eingewanderten Gruppen (germanische Stämme und
Slawen).
Während der antike Kernraum bereits christlich geprägt war, wurden im
Mittelalter die übrigen, paganen (heidnischen) Gebiete
Europas christianisiert. Im Frühmittelalter bildete sich im Wesentlichen
die politische Grundordnung späterer Zeiten heraus. Das
anschließende Hochmittelalter war gekennzeichnet durch den Aufschwung von
Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Im Spätmittelalter erfolgte der
langsame Übergang in die Frühe Neuzeit.
Mit dem Islam entstand im 7. Jahrhundert eine neue Religion, die sich
infolge der arabischen Eroberungen in West- und Mittelasien, Nordafrika und
auch in Teilen Südeuropas ausbreitete, bevor christliche Herrscher die
Rückeroberung in Spanien (Reconquista) und Süditalien/Sizilien einleiteten.
In Südosteuropa hingegen drangen seit dem späten 14. Jahrhundert
die Osmanen weiter vor.
Die vorherrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters war
der Feudalismus. Grundzüge dieser Zeit waren eine
nach Ständen geordnete Gesellschaft, ein durch das Christentum
bestimmtes Weltbild, eine christlich
geprägte Wissenschaft und Literatur, Architektur, Kunst und Kultur sowie Latein als
gemeinsame, übergreifende Bildungssprache. Nach dem Großen Schisma von 1054
strebte sowohl die katholische Kirche als auch die orthodoxe
Kirche die Einheit des Christentums unter ihrem Dach an. Diese Bemühungen
scheiterten jedoch.
Von großer Bedeutung für das „christliche“ Europa waren die Juden. Auf
Grund des Zinsverbots der katholischen Kirche waren den Christen
Geldgeschäfte verboten, nicht aber den andersgläubigen Juden. Sie
waren Schutzbefohlene der Landesherren und wurden als Minderheit nur
widerwillig geduldet. Aufgrund des Antijudaismus im Mittelalter waren sie
Opfer von Judenpogromen und Vertreibungen.
Das christliche Mittelalter sah sich selbst noch nicht als ein
„Mittelalter“, sondern verstand sich heilsgeschichtlich als eine im Glauben
allen anderen Zeitaltern überlegene aetas christiana („christliches
Zeitalter“), die mit der Geburt Christi begann und erst mit dem Jüngsten
Tag enden sollte. Während die
vorausgegangenen Weltalter der Heilsgeschichte gemäß der Lehre von den
drei, vier oder sechs Weltaltern (aetates mundi) noch weiter unterteilt
wurden, gab es für die interne Periodisierung der aetas christiana kein
fest etabliertes Epochenschema, sondern lediglich Ansätze, wie die Lehre
von den sieben Perioden der Kirche (abgeleitet aus der Johannesapokalypse)
oder die von Joachim von Fiore begründete Einteilung in eine Zeit des
„Sohnes“ (von der Geburt Christi bis etwa 1260) und eine darauf folgende
Zeit des „Geistes“.
Die Vorstellung, dass auch innerhalb der aetas christiana geschichtliche
Entwicklung im Sinne von Fortschritt oder Verfall stattfinden könnte, war
dem christlichen Mittelalter dabei keineswegs fremd. Sie war jedoch aus der
Sicht der römischen Kirche prekär, weil diese einerseits eine
Weiterentwicklung oder Überbietung der christlichen Lehre seit der Zeit des
Evangeliums und der Kirchenväter nicht zulassen oder zugeben und
andererseits auch die eigene Entwicklung nicht unter dem Gesichtspunkt des
Verfalls betrachten lassen wollte. Soweit sich entsprechende
Geschichtsvorstellungen mit kirchenkritischen Reformkonzepten
und eschatologischen Berechnungen der Endzeit verbanden, wurden sie
deshalb, wie die Lehre Joachims und seiner Nachfolger, von der römischen
Kirche bekämpft.
In der politischen, dabei gleichfalls heilsgeschichtlich ausgerichteten
Geschichtsbetrachtung traten Periodisierungsvorstellungen besonders in Form
der Lehre von der Translatio imperii auf, wonach die römische Kaiserwürde
zunächst auf die oströmischen Kaiser von Byzanz, dann in der renovatio
imperii Karls des Großen auf die Franken und schließlich mit der
Kaiserkrönung Ottos des Großen auf die Kaiser des römisch-deutschen
Reiches übertragen wurde. Die Translatio-Lehre war mit der christlichen
Weltalterlehre im Ansatz vereinbar, da sie die Vorzugsstellung und
dogmatische Einheit der aetas christiana nicht in Frage stellte und ihr
Konfliktpotential stattdessen in der Beziehung
zwischen Papst und Kaisertum lag. Ein Periodensystem für die
Geschichtsschreibung zur christlichen Epoche ergab sich jedoch aus dieser
Vorstellung nicht.
Der Begriff Mittelalter wurde in der Form medium aevum („mittleres
Zeitalter“) erstmals im 14. Jahrhundert von
italienischen Humanisten eingeführt, die damit dann in den beiden folgenden
Jahrhunderten zugleich auch das Verständnis der eigenen Epoche als Epoche
der Wiedergeburt (Renaissance) begründeten. In der humanistischen
Geschichtsbetrachtung wurde der christliche Glaube nicht in seiner
allgemeinen Verbindlichkeit, sondern in seiner Gültigkeit als Maßstab für
die Bewertung der weltgeschichtlichen Entwicklung abgelöst und durch ein
profangeschichtliches, nicht mehr primär von Theologen, sondern von
Dichtern und Philologen konstruiertes Ideal der griechisch-römischen Antike
ersetzt. Aus humanistischer Sicht war das Mittelalter angeblich ein
„dunkles Zeitalter“ (aetas obscura), eine Epoche des Zerfalls und des
Niedergangs, in der der sprachliche, literarische, technologische und
zivilisatorische Entwicklungsstand der griechisch-römischen Antike bedingt
durch den Zusammenbruch des Weströmischen Reiches verloren ging, um erst in
der eigenen Zeit durch die Wiederentdeckung antiker Quellen und die
Wiederbelebung antiker Stilnormen zum Gegenstand der
Nachahmung (imitatio) oder sogar Überbietung (aemulatio) zu werden.
Mit dem humanistischen Begriff der aetas obscura verwandt, aber in der
Bedeutung abweichend ist der besonders in der englischsprachigen
Geschichts- und Frühgeschichtsforschung etablierte Begriff der „dunklen
Jahrhunderte“ (Dark Ages), worunter allgemein Perioden fehlender oder in
der Forschung noch nicht aufgearbeiteter schriftlicher bzw. archäologischer
Überlieferung, meist als Zwischenphasen gegenüber vorausgegangenen,
vergleichsweise besser dokumentierten Perioden verstanden werden. In
der Geschichte Englands zum Beispiel bezeichnet man so den Zeitraum nach
dem Ende der römischen Herrschaft bis in die Zeit
der Einwanderung der Angeln, Sachsen und Jüten (etwa 5./6. Jahrhundert).
Der Begriff des Mittelalters etablierte sich in der Folgezeit
als Epochenbegriff mit tendenziell abwertender Bedeutung, wobei die
Epochengrenzen meist einerseits mit dem Ende des weströmischen Kaisertums
im Jahr 476 und andererseits mit dem Ende des Oströmischen Reiches durch
die osmanische Eroberung Konstantinopels von 1453 angesetzt wurden,
letzteres auch im Hinblick darauf, dass byzantinische Gelehrte bei ihrer
Flucht in den Westen wichtige griechische Handschriften mitbrachten, die
dem lateinischen Mittelalter unbekannt geblieben oder nur durch arabische
Übersetzungen bekannt geworden waren.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelalter
Darwinfinken (Aufgabe 4 – 6)
Während ihrer fast fünf Jahre dauernden Vermessungsfahrt hielt sich die
H.M.S Beagle vom 15. September bis zum 20. Oktober 1835 im Gebiet der
Galápagos-Inseln auf. Charles Darwin, der als junger Mann an der Fahrt
teilnahm, erkundete während dieser Zeit die Inseln San Cristóbal, Floreana,
Isabela und San Salvador. Unter den auf diesen Inseln geschossenen Vögeln,
die er am 4. Januar 1837 der Zoologischen Gesellschaft schenkte, befanden
sich 31 Exemplare der Galápagos-Finken. Kurator des Museums der
Zoologischen Gesellschaft war zu dieser Zeit John Gould, der die
unbekannten Vögel untersuchte und entdeckte, dass diese Exemplare eine
völlig neue Gruppe darstellten. Nur wenige Tage später, am 10. Januar 1838,
stellte Gould seine Erkenntnisse der Zoologischen Gesellschaft vor. Die von
ihm als Geospiza benannte neue Gattung unterteilte er zunächst in die
Untergattungen Camarhynchus sowie Cactornis und beschrieb 12 Arten. Bei der
weiteren Aufarbeitung der von Darwin von den Galápagos-Inseln mitgebrachten
Vögeln erkannte Gould, dass auch der Waldsängerfink (Certhidea olivacea) zu
dieser Gruppe gehörte und stellte die Art in die dritte Untergattung
Certhidea. In der endgültigen Fassung seines Vortrages, die Ende des Jahres
erschien, umfasste die neue Gruppe damals insgesamt 13 Arten. Der
Opuntiengrundfink (Geospiza conirostris), der Mangrovedarwinfink
(Camarhynchus heliobates), der Kleinschnabel-Darwinfink (Camarhynchus
pauper) und der Spechtfink (Camarhynchus pallidus) wurden erst zwischen
1868 und 1899 entdeckt. Der Kokosfink (Pinaroloxias inornata), die einzige
zur Gruppe der Darwinfinken zählende Art, die nicht von den
Galápagos-Inseln stammt, wurde während der Fahrt der H.M.S. Sulphur auf der
Kokos-Insel entdeckt und 1843 durch Gould beschrieben. Dass Darwin die von
ihm geschossenen Darwinfinken nicht den einzelnen Inseln zuordnete, sorgte
immer wieder für taxonomische Schwierigkeiten. Durch die Einbeziehung der
von Robert FitzRoy, dessen persönlichen Steward Harry Fuller sowie Darwins
Gehilfen Syms Covington gesammelten Exemplare konnten diese jedoch gelöst
werden. Die häufig anzutreffende Darstellung, dass die Beobachtung der
„Finken“ auf den Galápagos-Inseln durch Darwin mit zu seiner
Evolutionstheorie geführt hat, ist nicht korrekt. In der ersten Auflage von
Die Entstehung der Arten werden die Galápagos-Finken nicht erwähnt. Darwin
erwähnt sie jedoch in seinen Tagebuchnotizen während der Beagle-Reise –
erstmals 1835 – und in seinem Reisebericht, in dem er die abgestufte
Formenvielfalt mit der geografischen Separation in Verbindung bringt. Nach
Ansicht einiger Autoren sind die auf den Galapagos-Inseln vorkommenden vier
Arten der Spottdrosseln, nämlich Hood-Spottdrossel, San
Cristobal-Spottdrossel, Galapagos-Spottdrossel und Charles-Spottdrossel,
bedeutender für Darwins Beiträge zur Evolutionstheorie gewesen als die
Darwinfinken. Während des Aufenthalts auf den Galapagosinseln erregten
diese vier Spottdrosseln die Aufmerksamkeit Darwins, weil sie einerseits
denen ähnelten, die er vom südamerikanischen Festland kannte, gleichzeitig
jedoch auffällige Abweichungen aufwiesen. Er fand dies so auffällig, dass
er anders als bei den Darwinfinken für jedes auf den Inseln gesammelte
Exemplar den Fundort exakt festhielt. Als Taxon wurden sie 1929 durch Harry
S. Swarth als Familie Geospizidae aufgestellt. Charles Eduard Hellmayr,
stufte sie 1938, zu einer Unterfamilie herab. Heute steht die Gruppe
innerhalb der Unterfamilie Coerebinae innerhalb der Familie Tangaren
(Thraupidae). Die Bezeichnung „Darwinfinken“ wurde 1936 von Percy Roycroft
Lowe (1870–1948) geprägt und durch das 1947 erschienene Buch Darwin’s
Finches von David Lack populär gemacht.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Darwinfinken
Nerve growth factor (Aufgabe 7 – 12)
Der Nervenwachstumsfaktor (englisch nerve growth factor, Beta-NGF) ist ein
Protein in Wirbeltieren. Er wurde in den 1950ern von Rita Levi-Montalcini
und Viktor Hamburger entdeckt und ist einer von vielen neurotrophen
Faktoren. NGF gehört zur Gruppe der Neurotrophine. Mutationen im NGF-Gen
können zu einer erblichen Neuropathie (HSAN5) führen.
In der Embryonalentwicklung müssen Millionen von Axonen einen Weg zu den
richtigen Dendriten und synaptischen Verschaltungen finden, damit ein
funktionsfähiges Nervensystem entsteht. Um diesen Weg zu finden, werden von
Zielstrukturen im Zentralnervensystem Mediatorstoffe ausgeschüttet, die man
Chemokine nennt.
Der zunehmenden Konzentration an Chemokinen folgend, erreichen die
Aussprossungen der Nervenfasern schließlich ihr Ziel. NGF wurde entdeckt,
weil es in der Zellkultur die Potenz besitzt, Nervenzellen dazu zu bringen,
solche Aussprossungen zu bilden. Jüngere Forschungsarbeiten haben aber
gezeigt, dass im lebenden Organismus (in vivo) andere Chemokine (Netrine)
als Orientierungssignale dienen. NGF übt vielmehr einen stabilisierenden
Effekt auf bereits bestehende synaptische Verbindungen aus.
Diese These wurde auch dadurch unterstützt, dass der Entzug von NGF zu
vermehrtem Absterben der Zellen (programmierter Zelltod, Apoptose) führt.
Außerdem konnte man zeigen, dass bei einer Verletzung etwa der Haut (in der
Peripherie des Körpers) NGF freigesetzt wird und es zu einem Aussprossen
der verletzten Nervenzellen kommt. (Ebenfalls findet in den Laminae I, II
und V (Rexed-Zonen) im Rückenmark eine Ausschüttung von NGF und Calcitonin
Gene-Related Peptide (CGRP) statt und führt zum Aussprossen des gleichen
Axons.)
Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Konzentration von NGF im Blutplasma
bei Personen, die weniger als 12 Monate in einer romantischen Beziehung mit
einer anderen Person waren signifikant höher ist, als bei denjenigen, die
sich nicht in einer romantischen Beziehung befanden. NGF kann indirekt die
Expression des adrenocorticotrophen Hormons (ACTH) in der
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA) durch Erhöhung der
Vasopressin-Sekretion stimulieren. ACTH bindet an den MC2-Rezeptor in den
Zona fasciculata der Nebennierenrinde und stimuliert die Sekretion des
Stresshormons Cortisol. Diese rasche Zunahme von Cortisol im Blutplasma
kann Euphorie auslösen, was das anfängliche “Hochgefühl” des Verliebens
erklären könnte.
Studien zeigen, dass ACTH wiederum die NGF-Sekretion sowohl in der
Hirnrinde, als auch im Hypothalamus stimulieren kann.
Es ist möglich, dass diese NGF-ACTH-Interaktion einen rekursiven Zyklus
bildet, der das “Gefühl der Liebe” für eine bestimmte Zeitdauer
aufrechterhält. Weil NGF die Nervenplastizität, die Neurogenese und das
axonale Aussprossen moduliert, kann dieser Vorgang dauerhafte Erinnerungen
bilden, die die Person mit dem Gefühl der Liebe im Laufe dieses Zyklus
assoziiert. Es wurde jedoch auch gezeigt, dass Cortisol, dessen Sekretion
direkt durch ACTH reguliert wird, der NGF-Expression in der Großhirnrinde
gegenüber hemmende Wirkungen hat. Dies kann die mögliche Verschlechterung
der NGF-Spiegel nach 12 Monaten zur Folge haben. Es kann ebenso erklären,
warum Plasma-NGF-Werte bei Personen, die eine lang anhaltende romantische
Beziehung über 12 Monate aufrechterhalten haben, signifikant niedriger
waren, als bei Personen, die in keiner romantischen Beziehung waren.
Rita Levi-Montalcini erhielt im Jahre 1986 gemeinsam mit Stanley Cohen den
Nobelpreis für Medizin für die Forschungsarbeiten an
Nervenwachstumsfaktoren.
Quelle: NGF & NGF (eng.)