Lektion 1, Thema 1
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Der menschliche Körper: Harnsystem

Unter dem Begriff Urogenitalsystem oder Urogenitalorgane werden die Harnorgane und die Geschlechtsorgane zusammengefasst. Da es sich bei den Komponenten des Urogenitalsystems überwiegend um muskuläre Hohlorgane handelt, spricht man auch vom Urogenitaltrakt. Obwohl die Harnorgane und die Geschlechtsorgane unterschiedliche Aufgaben haben, werden sie aufgrund ihrer gemeinsamen embryologischen Entwicklung und ihrer engen funktionellen und topografischen Beziehung zusammengeführt. Dies ist auch klinisch sinnvoll, da Erkrankungen des einen Systems rasch auf das andere übergreifen können.

Harnorgane

Zu den Harnorganen gehören die Niere (Ren, Nephros), der Harnleiter (Ureter), die Harnblase (Vesica urinaria) und die Harnröhre (Urethra).

Die Niere ist ein paariges, bohnenförmiges Organ, dessen Hauptaufgabe die Bildung des Harns durch Filtration, Reabsorption und Konzentration ist. Sie ist auch an der Regulation des Wasser- und Elektrolythaushalts sowie des Säure-Basen-Gleichgewichts beteiligt und spielt eine endokrine Rolle durch die Produktion von Renin und Erythropoetin.

Anatomie der Niere

Die Nieren entwickeln sich aus dem intermediären Mesoderm. Jede Niere besteht aus 6-9 gleichartigen Einheiten, den sogenannten Nierenlappen, die sich in Nierenmark (Medulla renalis) und Nierenrinde (Cortex renalis) gliedern. Die Form des Marks eines jeden Lappens erinnert an eine Kegel- oder Pyramidenform, weshalb man auch von den “Nierenpyramiden” oder “Markpyramiden” spricht.

Nephron: Funktionelle Einheit der Niere

Eine Niere besteht aus zahlreichen kleineren Einheiten, den Nephronen, in denen der Harn gebildet wird. Jede menschliche Niere enthält etwa 1-1,2 Millionen Nephrone. Diese Nephrone sind für die Filtration des Blutes und die Bildung des Harns verantwortlich.

Blutversorgung der Niere

Aufgrund ihrer Schlüsselfunktion für den Wasser- und Elektrolythaushalt und ihrer Aufgaben bei der Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten ist die Niere eines der am stärksten durchbluteten Organe des menschlichen Körpers. Die Nierendurchblutung nimmt zwischen 20 und 25 % des Herzminutenvolumens ein.

Harnbildung

Der erste Schritt der Harnbildung ist die Filtration des Primärharns, die in den Nierenkörperchen in der Nierenrinde stattfindet. Die Menge des Primärharns beträgt bei durchschnittlicher Flüssigkeitszufuhr etwa 180 Liter pro Tag. Im Glomerulum, einem Blutgefäßknäuel in der Bowman-Kapsel, wird durch den Blutdruck das Blutplasma durch das innere Blatt der Bowman-Kapsel abgepresst, wobei größere Blutbestandteile wie Blutzellen und Makromoleküle im Blutgefäß verbleiben.

Der Kapseldruck, der aus dem Kapselraum der Bowman-Kapsel kommt, beträgt etwa 17 mmHg. Die großen Eiweißmoleküle im Blut erzeugen ebenfalls einen Gegendruck, den onkotischen oder kolloidosmotischen Druck, der etwa 25 mmHg beträgt. Bei einem starken Blutdruckabfall sinkt auch der Filtrationsdruck, was zu einem akuten Nierenversagen führen kann.

Regulation der Harnbildung

Der Kapseldruck und der kolloidosmotische Druck wirken dem Blutdruck entgegen. Schwankt der Blutdruck und fällt in einen kritischen Bereich, kommt es zu einer Gegenregulation durch die Ausschüttung von Renin aus den juxtaglomerulären Zellen, was das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) aktiviert und den effektiven Filtrationsdruck wieder erhöht. Der im Rahmen weiterer Konzentrationsprozesse entstandene Sekundärharn hat nur noch ein Volumen von etwa 1,5 Litern pro Tag.

Die Harnblase ist ein dehnbares Hohlorgan im Bereich des kleinen Beckens, das der Speicherung des Urins dient. Zusammen mit der Harnröhre bildet sie den unteren Harntrakt.

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